Erich Böhlig nutzte seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg, um in Friedenszeiten sein politisches Engagment in Aktivitäten münden zu lassen. Als KPD-Mitglied erhielt er 1920 den Posten des Parteivorsitzenden. Er engagierte sich auch sozial während der Wirtschaftskrise. Seine gesammelten Spendengelder halfen vielen Armen der Dithmarscher Bevölkerung. Nach dem Reichtagsbrand am 27. Februar 1933, der als Putsch-Versuch der Kommunisten betitelt wurde, und der daraus resultierenden „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“, die vor allem die Rechte der Kommunisten massiv einschränken sollte, ließ sich, trotz der angespannten Lage, Erich Böhlig zum Spitzenkandidaten der Heider KPD auf einen Platz im Stadtparlament aufstellen. Die Stadt Heide galt zu dieser Zeit als Hochburg der Nationalsozialisten, bei den Kommunalwahlen 1933 wählten 57,7% die NSDAP. Dennoch wurde Erich Böhlig, trotz Behinderungen im Wahlkampf und Anfeindungen durch die Mitglieder der NSDAP, in das Stadtparlament gewählt. Dieses Amt wurde von ihm jedoch nicht angetreten. Der „Heider Anzeiger“ schreibt zu dem Nichtantritt am 2. April 1933: „Der kommunistische Vertreter war nicht geladen und ist auch nicht erschienen.“ Aufgrund seiner kommunistischen Einstellung wurde Erich Böhlig am 11. April 1933 verhaftet und in Konzentrationslagern in Schleswig und Glückstadt über ein Jahr lang gefangen gehalten.
So könnte Erich Böhlig sich im Mai 1933 gefühlt haben.
11.Mai.1933 Konzentrationslager Schleswig:
„Ich sitze hier, isoliert von der Außenwelt und weiß nichts mit mir anzufangen. So viele Fragen schwirren durch meinen Kopf. Warum? Warum bin ich hier? Was passiert mit mir? Was passiert mit Deutschland? Fragen über Fragen, die sich nicht beantworten lassen. Verbunden mit der quälenden Angst vor dem Tod. Der Tod ist hier präsenter als irgendwo sonst. Tag für Tag verschwinden Menschen, denen ich den Tag vorher noch in die Augen blickte. Ich könnte morgen der nächste sein, meine letzte Stunde hat geschlagen. Was soll ich bloß machen? Ich fühle mich so einsam, verloren und leer. Ich besitze nur noch dieses kleine Büchlein. Ich hoffe sie finden es nicht, ich hoffe ich schaffe es hier raus..“
Nach seiner Freilassung war er arbeitslos, woraufhin Böhlig eine Arbeit in Hemmingstedt bei der Deutschen Erdöl AG (DEA) annahm. Am 20. Juli 1944 ereignete sich eine riesige Verhaftungswelle in ganz Deutschland, diese ist als „Gewitteraktion“ bekannt. Auslöser für die Verhaftungswelle war ein Attentat auf Adolf Hitler, welches der NSDAP als Anlass diente, um ehemalige Mitglieder der bürgerlichen Parteien, wie auch der KPD, verhaften zu lassen. Inmitten dieser Verhaftungswelle wurde auch Böhlig verhaftet, der einen neuen Leidensweg im Konzentrationslager Neuengamme durchschreiten musste. Das Konzentrationslager Neuengamme in dem Erich Böhlig sich 1944 befand, sollte am 21.4.1945 geräumt und die Insassen deportiert werden.
Hier ein weiterer, möglicher Gedankengang Böhligs:
20.4.1945 – Konzentrationslager Neuengamme
„Morgen soll unser KZ geräumt werden, uns wurde gesagt, es geht nach Lübeck und das zu Fuß. Aber wieso? Ich ahne Schlimmes, ich glaube mein Leben neigt sich dem Ende zu. Ich fühle mich so schwach, überall ragen meine Knochen hervor. Wie soll ich es nur nach Lübeck schaffen? Ich will auch nicht wissen, was mich dort erwartet. Ich will nicht nach Lübeck, ich will nur schlafen, ich bin so müde, ich habe keine Lebensenergie mehr. Die Nazis haben mir sie genommen..“
Am 3.Mai 1945 starb Erich Böhlig auf der „Cap Arcona“ durch einen verheerenden Brand, als das Konzentrationslager kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges geräumt und der Rest der Insassen verschifft werden sollte.