Oktober 1944:
Ich bin nun schon eine ganze Weile hier im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Meine Frau habe Ich lange nicht gesehen und auch keinen Brief von ihr erhalten. Ich kann all die Geschehnisse noch nicht ganz begreifen. Wir werden behandelt, als seien wir Tiere und unser Leben nichts wert. Und Schuld daran ist nur Karl Herwig, der Bürgermeister von Heide, der mich verhaften ließ. Ich sehe für mich keine Zukunft mehr, mir geht es sehr schlecht und lange werde ich nicht mehr in der Lage sein, die Zustände hier zu überleben…
So, oder zumindest so ähnlich könnte sich ein Bericht Emil Schmekels aus der Gefangenschaft in dem Konzentrationslager Bergen-Belsen anhören.
Er war ein aktives Mitglied der SPD, bis diese 1933 verboten wurde. Emil Schmekel wohnte zu der Zeit in Heide und besaß dort eine Kohlehandlung in der Kreuzstraße 51. Verheiratet war er mit Anna Schmekel.
Als am 20. Juli 1944 ein Attentat auf Adolf Hitler begangen wurde, kam es zu der sogenannten „Gewitteraktion“, bei der deutschlandweit politische Gegner verhaftet wurden, um weitere Aktionen gegen ihn und die NSDAP zu verhindern. Heides Bürgermeister und SS-Oberführer Karl Herwig ließ daraufhin Emil Schmekel, aufgrund seiner früheren Mitgliedschaft in der SPD, und drei weitere Personen aus Heide verhaften. Dieser wurde im August 1944 in das Konzentrationslager Neuengamme überführt. Seine Frau Anna Schmekel schrieb Hilfegesuche an den Bürgermeister Karl Herwig, der mit dem Leiter des Konzentrationslagers Neuengamme, Max Pauly, aufgrund der gemeinsamen Herkunft aus Wesselburen befreundet war. Er hätte also durchaus die Position und die Möglichkeiten gehabt, Emil Schmekel zu helfen. Jedoch stufte er Emil Schmekel aufgrund seiner Mitgliedschaft in der SPD als politisch unzuverlässig ein und lehnte jede Anfrage Anna Schmekels ab.
Emil Schmekel wurde währenddessen aus Neuengamme in das Konzentrationslager Bergen-Belsen verlegt, dort starb er schließlich am 22.11.1944, nur knapp drei Monate, nachdem er verhaftet wurde. Als offizielle Todesursache wurde eine Lungenentzündung angegeben, aus heutiger Sicht ist jedoch klar, dass Emil Schmekel durch seine Dreimonatige Haft schon so geschwächt sein musste, dass eine Lungenentzündung ihn umbringen konnte.
In den später angefertigten Gerichtsakten um den Prozess, in dem die Schuldigen für die Verhaftung Emil Schmekels und der drei weiteren Personen gesucht wurden, in dem auch der Bürgermeister angeklagt wurde hieß es, dass Emil Schmekel schon in dem Konzentrationslager Neuengamme unter einer Lungenentzündung litt. Diese habe er wohl überwunden, es folgte jedoch eine zweite, zu der noch die Ruhr dazu kam. In diesem Zustand solle er nach Bergen-Belsen verlegt worden sein, wo er kurze Zeit später verstarb.